Studien zu Meditation
- Simon Schandl

- 30. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Es gibt mittlerweile eine große Anzahl an Studien, die belegen, wie wirksam regelmäßige Meditation ist.
Forscher haben beispielweise herausgefunden, dass mithilfe von Meditation der Alterungsprozess verlangsamt wird bzw. Meditation sogar eine verjüngende Wirkung auf den Körper hat.[1] In dieser Studie wurden 30 erfahrene Meditierende drei Monate lang durch einen Meditationslehrer unterrichtet. Mithilfe seiner Übungen sollten die Praktizierenden ihre geistige Klarheit, Entspannung und Stabilität stärken und auch das Mitgefühl für andere Menschen verbessern. Nach den drei Monaten fühlten sich die Teilnehmer durchgängig widerstandfähiger, einfühlsamer, weniger ängstlich und auch ihre Konzentration hatte sich verbessert. Zudem konnten sie eintrainierte Verhaltensmuster besser hinterfragen, Ziele fokussierter verfolgen und sie entwickelten auch eine (noch) positivere Lebenseinstellung. Die Forscher untersuchten aber auch das Blutbild der Teilnehmer und hier gab es wirklich Erstaunliches zu entdecken. Es wurde ihnen am Anfang und am Ende der Studie Blut entnommen und diese Blutproben wurden miteinander verglichen. Die Wissenschaftler konnten bei dieser Studie feststellen, dass der Telomerasespiegel bei den Studienteilnehmern, welcher den Abnutzungsprozess der Zellteilung verlangsamt, um 30% im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht war. Meditation birgt also nicht nur eine Verbesserung auf geistiger Ebene, sondern Meditierende können dadurch ihrem Körper Gutes tun und länger leben.
In einer weiteren Studie wurden bei 100 etwa 50jährigen Personen Hirnscans durchgeführt, um das biologische Alter des Gehirns herauszufinden. Die Hälfte der Probanden meditierte regelmäßig über viele Jahre und die andere Hälfte nicht.[2] Bei den nicht meditierenden Personen war das Hirnalter etwa vergleichbar mit dem wirklichen Alter. Erstaunlicherweise waren aber im Vergleich dazu die Gehirne der meditierenden Menschen im Durchschnitt etwa 7 ½ Jahre jünger. Regelmäßige Meditation hat somit auch einen positiven Effekt auf das Gehirnalter.
In Bezug auf Krankheiten gibt es auch einige Studien, die belegen, dass Meditation eine vielversprechende Wirkung auf die Patienten hat. So prüften Wissenschaftler vor wenigen Jahren wie sich regelmäßige Meditation auf das psychische Befinden von ALS-Patienten auswirkt.[3] Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Im Laufe des Krankheitsverlaufs werden die Patienten immer mehr und mehr in ihrer Bewegung eingeschränkt. Das hat zur Folge, dass sie häufig auch Depressionen entwickeln. In dieser Studie wurden 100 ALS-Patienten untersucht. Eine Gruppe bekam eine normale psychologische Betreuung und die andere Gruppe absolvierte ein achtwöchiges achtsamkeitsbasiertes Stressreduktionsprogramm (kurz MBSR), dass der bereits genannte Jon Kabat Zinn entwickelte und dessen Kernelemente Meditationsübungen sind. Die Teilnehmer der MBSR-Gruppe waren nach den acht Wochen deutlich weniger ängstlich und depressiv und dieser positive Effekt konnte auch noch 12 Monate nach dem achtwöchigen Programm nachgewiesen werden.
Deutsche Mediziner fanden zudem heraus, dass Meditation, ähnlich wie entsprechende Blutdruckmedikamente, hohen Blutdruck senken kann.[4] Dafür wurden 52 Patienten mit Bluthochdruck im Alter von 30 bis 70 Jahren in zwei Gruppen (eine Meditations- und eine Kontrollgruppe) geteilt. Bei den Meditierenden sank der Ruhe-Blutdruck nach zwei Monaten um 12% und auch bei den Stress-Tests und 24-Stunden-Blutdruck-Messungen konnten sie besser abschneiden als die Kontrollgruppe, welche zudem überhaupt keine Verbesserung innerhalb dieser zwei Monate zu verzeichnen hatte. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass womöglich die verengten Blutgefäße der Bluthochdruck-Patienten durch die Meditation sich erweitern und auch das Gehirn weniger Stresshormone ausschüttet.
Eine weitere Studie von amerikanischen und israelischen Forschern ergab, dass Meditation auch eine positive Wirkung auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen und auf das Reizdarmsyndrom haben kann.[5] Nach 9 Wochen entsprechendem Meditationstraining gaben die Teilnehmer deutliche Linderung bei ihrer jeweiligen Darmerkrankung an und waren auch sonst resilienter in Bezug auf die mit der Krankheit einhergehenden Schmerzen. Sie fühlten sich weniger ängstlich und gaben eine verbesserte Lebensqualität an.
Vor einigen Jahren überprüften Neurowissenschaftler, ob Meditation Stress und Entzündungen im Blut reduziert. Dabei absolvierte ein Teil der Probanden ein achtsamkeitsbasiertes Meditationsprogramm und die andere Gruppe einen Gesundheitskurs mit Ernährungsberatung, Sport und Musiktherapie.[6] Den Teilnehmern wurde am Anfang und am Ende der Studie eine Salbe aufgetragen, die Entzündungsreaktionen auf der Hand hervorruft. Damit wollten die Forscher überprüfen, wie sich die Immunreaktion und die Hormonausschüttung bei Meditation bzw. einem Gesundheitskurs entwickelt und ob es hier Unterschiede gibt. Das Resultat war, dass beide Gruppen weniger Stress aufwiesen. Nur bei der Meditationsgruppe konnten aber auch geringere Entzündungswerte gemessen werden.
Gedächtnisverlust kann ebenso durch Meditation und auch durch das Hören von Musik vorgebeugt und rückgängig gemacht werden. Das ergab eine Studie der amerikanischen West Virginia University.[7] Die rund 60 Probanden litten zum Teil unter den ersten Anzeichen von Alzheimer. Die Studienergebnisse besagten, dass die Teilnehmer durch Meditation und Musikhören ihr Erinnerungsvermögen und ihre kognitiven Fähigkeiten optimiere konnten. Manche der Teilnehmer meditierten ein halbes Jahr weiter und erhielten sich dadurch ihre Fortschritte und verbesserten sogar nochmal ihr Gedächtnis.
Meditation begünstigt laut Wissenschaftlern der Ruhruniversität Bochum auch das Fingerspitzengefühl.[8] Während eines viertägigen Meditationsworkshops sollten die Teilnehmer ihren Fokus auf den rechten Zeigefinger legen. Der Tastsinn im rechten Zeigefinger der Probanden verbesserte sich um 17%. Das ähnelt dem Tastsinn von Sehgeschädigten, die einen 15-20% verbesserten Tastsinn im Vergleich zu Normalsehenden haben.
Als letzte Studie will ich ein Experiment der National University von Singapur vorstellen. Dort wurden tibetische Nonnen untersucht, die die Meditationsform Tummo ausübten. Dabei handelt es sich um eine sehr alte Meditation, bei der die Mönche und Nonnen es schaffen, ihre Körpertemperatur so zu erhöhen, dass sie oberkörperfrei für mehrere Stunden im Schnee verweilen können, ohne auszukühlen. Die Forscher aus Singapur umwickelten die Nonnen mit eiskalten Tüchern, die etwa -25 Grad kalt waren. Mithilfe der Tummo-Meditation schafften die Nonnen es ihre Körpertemperatur wieder zu normalisieren.[9]
Quellen:
[1] Vgl. Tonya L. Jacobs u. a., „Intensive Meditation Training, Immune Cell Telomerase Activity, and Psychological Mediators“, Psychoneuroendocrinology 36, Nr. 5 (Juni 2011): 664–81, https://doi.org/10.1016/j.psyneuen.2010.09.010.
[2] Vgl. Eileen Luders, Nicolas Cherbuin, und Christian Gaser, „Estimating Brain Age Using High-Resolution Pattern Recognition: Younger Brains in Long-Term Meditation Practitioners“, NeuroImage 134 (1. Juli 2016): 508–13, https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2016.04.007.
[3] Vgl. F. Pagnini u. a., „Meditation Training for People with Amyotrophic Lateral Sclerosis: A Randomized Clinical Trial“, European Journal of Neurology 24, Nr. 4 (2017): 578–86, https://doi.org/10.1111/ene.13246.
[4] Vgl. J. P. Manikonda u. a., „Contemplative Meditation Reduces Ambulatory Blood Pressure and Stress-Induced Hypertension: A Randomized Pilot Trial“, Journal of Human Hypertension 22, Nr. 2 (Februar 2008): 138–40, https://doi.org/10.1038/sj.jhh.1002275.
[5] Vgl. Braden Kuo u. a., „Genomic and Clinical Effects Associated with a Relaxation Response Mind-Body Intervention in Patients with Irritable Bowel Syndrome and Inflammatory Bowel Disease“, PLOS ONE 10, Nr. 4 (30. April 2015): e0123861, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0123861.
[6] Vgl. Melissa A. Rosenkranz u. a., „A comparison of mindfulness-based stress reduction and an active control in modulation of neurogenic inflammation“, Brain, behavior, and immunity 27C (Januar 2013): 174–84, https://doi.org/10.1016/j.bbi.2012.10.013.
[7] Vgl. Kim E. Innes u. a., „Meditation and Music Improve Memory and Cognitive Function in Adults with Subjective Cognitive Decline: A Pilot Randomized Controlled Trial“, Journal of Alzheimer’s Disease: JAD 56, Nr. 3 (2017): 899–916, https://doi.org/10.3233/JAD-160867.
[8] Vgl. Sebastian T. Philipp u. a., „Enhanced tactile acuity through mental states“, Scientific Reports 5 (27. August 2015): 13549, https://doi.org/10.1038/srep13549.
[9] Vgl. Maria Kozhevnikov u. a., „Neurocognitive and Somatic Components of Temperature Increases during G-Tummo Meditation: Legend and Reality“, PloS One 8, Nr. 3 (2013): e58244, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0058244.





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